Wer bist du Steiermark? – Die stillende Muttergöttin vom Frauenberg

Ende letzten Jahres initiierte das Kulturressort des Landes Steiermark, in Zusammenarbeit mit dem Museumsforum Steiermark, das Projekt „Wer bist du Steiermark?“. Steirische Museen und Sammlungen waren aufgerufen, Geschichten zu Objekten aus ihren Sammlungen einzureichen. Die Geschichten sollen Einblicke über die Objekte und deren Bedeutung für die Region und das Museum selbst geben und sind somit Bestandteil des kulturellen Erbes der Steiermark.

Das Tempelmuseum Frauenberg beteiligte sich mit seiner Geschichte über die stillende Muttergöttin an dem Projekt, die ArchäologInnen im Freigelände des Tempelmuseums im Jahr 2014 entdeckten. Der Fund der stillenden Göttin repräsentiert einerseits die Geschichte des Frauenbergs als Verehrungsort einer göttlichen Mutter und veränderte die Ausrichtung des Museums nachhaltig.

Bei der Freilegung einer spätantiken Heizungsanlage entdeckte man einen verkeilten Stein in der Fundamentmauer. So wie der Stein in der Mauer lag, schien es, als ob unter dem Fundament noch mehr zu finden sei. Bei der Bergung erwies sich das ominöse Stück als Votivstatuette einer stillenden Muttergöttin. Sie wies den Weg zu 16 weiteren solchen Statuetten, die unter dem spätrömischen Wohnhaus in einer Abfallgrube verscharrt lagen.

Die ersten christlichen Gläubigen am Frauenberg wollten den heidnischen Kult für alle Zeit entweihen und schlugen den Figuren die Köpfchen ab. Seit Jahrtausenden werden Muttergöttinnen als Fruchtbarkeit spendende Nothelferinnen verehrt. Wer Hilfe in einer Schwangerschaft oder Segen für den Nachwuchs erbitten wollte, wandte sich an diese Göttinnen, die in unterschiedlichen Kulturen verschiedene Namen trugen. Den Namen der „Göttin vom Frauenberg“ kennen wir heute nicht mehr. Die Eigenschaften, die sie versinnbildlicht, sind uns allen aber ein Begriff.

Die aufsehenerregenden Votivstatuetten zeigen, dass der Frauenberg von alters her Verehrungsort einer göttlichen Mutter war. Die Christianisierung der Region konnte den Charakter dieses Ortes nicht auslöschen. Die Kultpraxis lebt bis heute in veränderter Form in der benachbarten Marienwallfahrtskirche weiter und zeigt sich nicht zuletzt im Ortsnamen Frauenberg. Das Museum versteht sich heute nicht mehr als archäologisches Regionalmuseum, sondern als Mittelpunkt eines 7.000 Jahre alten Kult- und Kulturplatzes. Als Ausdruck dieses Selbstverständnisses trägt die Dauerausstellung seit 2015 den Namen „Der Frauenberg. Seit Jahrtausenden ein heiliger Berg.“

117 Geschichten wurden von 72 Steirischen Museen eingereicht. Die Freude war groß, als die Jury unsere „Ammengöttin“ zu den 50 Gewinnergeschichten kürte. Neben einem Preisgeld von € 1.000,00 für jede Gewinnergeschichte, wird 2024 eine gemeinsame Publikation erscheinen. Anschließend gibt es eine Sonderausstellung in Graz mit allen 50 Objekten. Außerdem werden Videos gedreht, in denen die MuseumsmitarbeiterInnen die Geschichten zu den prämierten Objekten selbst erzählen. Das Video über unsere Votivstatuette wird im Herbst dieses Jahres gedreht, und in Folge auf der Homepage von „Wer bist du Steiermark“ zu sehen sein.

Nähere Infos zum Projekt: www.werbistdusteiermark.at/

Öffnungszeiten: 01. April bis 31. Oktober

Montag bis Freitag: 10.00 Uhr – 16.00 Uhr, Wochenende und Feiertag: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr

Hinweis: Die Sonderausstellung „Götterspeisen – Römische Lebensmittel für Leib und Seele“ ist noch bis 31. Oktober zu sehen!

Webseite: www.tempelmuseum-frauenberg.at

Kontakt: +43 664 73900909 oder tempelmuseum@leibnitz.at

Über den Autor

Andrea Kölbl

Andrea Kölbl ist zuständig für redaktionelle Arbeiten in der Stadtgemeinde Leibnitz und für Texte und Fotos im Stadtmagazin UNSER LEINBITZ und auf der Homepage der Stadtgemeinde Leibnitz. Des Weiteren ist sie Mitarbeiterin in der Stadtamtsdirektion. Sie erreichen Andrea Kölbl unter andrea.koelbl@leibnitz.at.